Nachdem Österreich im Sommer stabile Infektionsraten mit SARS-CoV2 zu verzeichnen hatte, stiegen die Zahlen im Herbst wieder. Jetzt wird die Republik ein zweites Mal zugesperrt. Diesmal heißt es Lockdown Light. Wir werden sehen, wie gut die Wirtschaft damit zurechtkommen wird.
Nach Franz Allerberger, zuständig für Öffentliche Gesundheit in der staatlichen Gesundheitsbehörde AGES, schätzt frau/man die Sterblichkeit für die saisonale Influenza auf 0,1 bis 0,2 Prozent.
Aktuelle Studien zu Covid-19 zeigen eine Sterberate um die 0,25 bis 0,36 Prozent.
Somit ist die Sterblichkeit bei Covid-19 circa doppelt so hoch wie die der saisonalen Influenza-Infektionen, aber weit entfernt von der Gefährlichkeit, wie wir sie bei der Spanischen Grippe, SARS oder MERS kennen. Covid wird bleiben und sich zu den bekannten Krankheiten dazugesellen.
Österreich darf aber nicht ein zweites Mal den Fehler machen, das gesamte Augenmerk, insbesondere des Gesundheitswesens, auf diese eine Infektionserkrankung zu richten. Wir müssen Kollateralschäden, wie sie im Frühjahr entstanden, vermeiden. Seit Beginn der Pandemie gab es beispielsweise mehr tödliche Herzinfarkte, weil die Patientinnen zu spät oder gar nicht zum Arzt gingen.
Bedauerlicherweise gab es ähnliche Fehlentwicklungen auch in der Zahnheilkunde. Im August kam etwa die unsägliche WHO-Aussendung, routinemäßige Behandlungen wie Vorsorgeuntersuchungen oder Mundhygiene aufzuschieben. Dabei steht in der zugrundeliegenden Originalarbeit eindeutig, dass sich dies lediglich auf Länder mit niedrigem Hygienestatus im zahnmedizinischen Bereich bezieht, also eindeutig nicht für Österreich gilt. Die Verunsicherung der Patientinnen war dennoch entstanden. Aus Angst vor Ansteckung wurden Zahnarztbesuche von Patientinnen abgesagt oder verschoben. Aber Karies und Parodontitis gehen nicht in Quarantäne.
Die zahnärztliche Ordination ist ein sicherer Ort
In Österreichs zahnärztlichen Ordinationen sind seit vielen Jahren höchste Hygienevorschriften Standard.
Der Hygieneleitfaden der Österreichischen Zahnärztekammer legt diese dar: Von der persönlichen Schutzausrüstung für den Zahnarzt, die Zahnärztin und ihr Team mit Mund-Nasen-Schutz, Handschuhe, Schutzbrille etc., über eine effiziente Instrumentenaufbereitung bis zur konsequenten Flächendesinfektion reicht die Palette.
Die Medizin und die Zahnmedizin sind schon immer mit zahlreichen Keimen konfrontiert gewesen. Der Schutz für unsere Patientinnen, Mitarbeiterinnen und auch uns Zahnärztinnen und Zahnärzte ist eine Selbstverständlichkeit und das seit Jahrzehnten.
Nachdem die Pandemie seit etwa einem Jahr grassiert, kann man nun auch auf internationale Erfahrungen zurückgreifen.
Weder im chinesischen Wuhan, dem Ausgangsort der Pandemie, noch in der Lombardei, die besonders stark betroffen war, noch in Deutschland oder Österreich ist nur ein einziger Fall dokumentiert, bei dem eine Infektion bei der zahnärztlichen Patientenbehandlung stattgefunden hätte.
Weder vom Patienten zum Zahnarzt, der Zahnärztin und ihrem Team noch in der anderen Richtung. Die bekanntgewordenen Infektionen sind jeweils aus dem privaten Umfeld entstanden.
Es gibt keinen einzigen Cluster in einer zahnärztlichen Ordination
Als verantwortungsvolle Zahnärztinnen und Zahnärzte müssen wir daher unsere Patientinnen dahingehend motivieren, weiter Kontrolltermine und Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen.
Es sollten nicht aus falscher Angst vor einer Infektion Zahnarztbesuche aufgeschoben werden und durch verspätete Diagnose und Therapie vermeidbare schwerwiegende Folgeerkrankungen entstehen.
MR Dr. Thomas Horejs
Präsident der Österreichischen Zahnärztekammer
Mehr Infos unter:
https://www.dieaerztin.at/corona-infos/